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Erster Eindruck von Melbourne. Na ja.
5. Tag / Freitag, 30. März
Verdammt, es hat wieder angefangen zu regnen. In Australien, das den trockensten Sommer seit der Wetteraufzeichnung hat. Aber ich muss immer noch an Peter, den Schafzüchter, denken und dass das Land jeden Tropfen braucht. In Goulburne jedenfalls.
Melbourne 786 Kilometer
In der Frühe ist auf dem Campingplatz demnach alles feucht. Schon wieder keine Lust, bei diesen Bedingungen mit den eigenen Beständen zu frühstücken. Dabei ist das doch einfach klasse, sich bei einem kräftigen Kaffee hinzusetzen und einfach nur zuzuschauen, was passiert. Naja, es ist feucht und da passiert dann ebne ohnehin nicht so viel. Dann mal los. „Melbourne 786 Kilometer“, steht auf irgend einem Schild. Das ist so, als stünde in Freiburg ein Schild mit Kilometerangabe nach Hamburg. Großes Land eben.
Und für alle Daheimgebliebenen: auch hier gibt es Trostloses. Immerhin wird man ab und zu an den Linksverkehr erinnert. Ungefähr 9 Uhr: in einem der typischen Durchgangsstädtchen, durch die die Highways(!) verlaufen, sehe ich ein McDonald’s. Jaaaaaa, ich weiß, McDonald’s. Nicht mein Ding. Aber mein Freund Martin Gerstner hatte mich auf unserer Radtour in Japan missioniert. „Kissel-san“, belehrte er mich, „dort gibt es sehr guten Kaffee und saubere Toiletten. Ist in dieser Hinsicht also immer eine gute Adresse.“ O.K., also, McDonald’s. Ein Irgend-etwas-mit-wurst-und-ei-muffin mit großem Kaffee für 5 Aussie-Ocken. Naja, schreit nicht nach Wiederholung, aber soll für’s erste genügen.
Im großen Ganzen bleibt der Tag ein Highway-Gezuckle, das mich aber dennoch immer wieder fasziniert. Tempo 70 bis 80 auf der Autobahn! Nur die rechte Spur bleibt relativ frei. Der Grund wird bald klar: dort schießen die Trucks mit gut 100 Sachen am Rest der Bevölkerung vorbei. Die Überholspur gehört ganz den LKW-Fahrern. Ähnlich wie bei uns, nur anders.
Melbourne
Gegen 14 Uhr 30 entere ich Melbourne. Ich will zum Albert Park, zur Schwimm-WM. Vielleicht kann ich mich noch akkreditieren für die letzten beide Tage. Abfahrt…., tja, welche? Hmmm, na ja, einfach mal runter vom Highway und fragen. Hier hilft Dir sicherlich jeder. „Best for you is….“, der Australier redet mit dem Deutschen, wie er mit seinesgleichen spricht. Den Slang muss man verstehen – oder aber an der nächsten Ecke noch mal fragen. 5-6 Mal auf 10 Kilometer. Das ist für einen Ortsunkundigen wie mich in einer Millionenmetropole wie Melbourne sicherlich ok.
Und auf einmal dann ein déjà-vu. Hmmmm, hier war ich doch schon mal, bin ich mir sicher. Erst am Strand wird’s mir dann klar. Verdammt, ich bin in St. Kilda. Hier habe ich 1991 bei den Australien Open für 10 Tage gewohnt. St. Kilda, richtig. Schön, die Erinnerung. Und schon geht einiges leichter von der Hand. Auf einmal erinnere ich mich an viele Details und fühle ich mich wie zuhause. Nach 16 Jahren.
Das Melbourne Sports and Aquatic Center ist schnell gefunden. Dort aber dann die Enttäuschung. Die Trottel von der FINA (Welt-Schwimmverband) geben keine Akkreditierungen mehr aus. Wäre schön gewesen, auf dem Trip bei der Weltmeisterschaft mal kurz vorbeizuschauen. Auf dem Rückweg zum Auto komme ich am Wasserballbecken vorbei, gleich das nächste Spiel – die deutsche Hymne läuft. Wirklich schade, hätte gepasst.
Ich parke vorm Zaun des WM-Geländes. Niemand stört es, als ich das Zeltdach aufbaue. Gegen 20 Uhr gehe ich pennen. Das ist immer noch ziemlich früh und erklärt aber keineswegs, warum ich an solchen Tagen fast überhaupt nicht fotografiert habe.
Wach werde ich um halb vier. Vielmehr, ich werde geweckt. Zwei ganz eifrige Polizisten machen mich höflich aber bestimmt darauf aufmerksam, dass ich hier nicht bleiben könne. Es täte ihnen leid, aber sie müssten sich an ihre Anweisungen halten. Sie schicken mich auf den öffentlichen Parkplatz hinter irgendwelchen Zuschauertribünen. Morgens um halb vier.