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Von Bermagui nach Orbost

Bild oben:
Wo geht’s lang? Da geht’s lang.

4. Tag / Donnerstag, 29. März

Morgens um 5 Uhr 30 werde ich wach. Seit ich von Sydney weg bin, hatte ich keinen richtigen Sonnentag. Der Australier wird liebend gern darauf verzichten können. Aber ich? Nohja. Also fange ich ohne Frühstück an, zu packen. Es ist mir – ehrlich gesagt – zu kühl und zu feucht. Ja, feucht. Gerade mal 250 Kilometer nördlich von hier war ich gestern noch in Goulburn, das auszutrocknen droht. „The soil needs the water“ tröste ich mich in Richtung Nachbarn bei einen kleinen small talk. Ihm gefällt der Landcruiser mit Dachzelt. „Ja“, sagt er zum Nieselregen, „herrlich“. Was wir beide zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: in Goulburn bleibt es weiterhin trocken. Wo es hingeht, will der Nachbar wissen. „Mal sehen“, erwidere ich etwas planlos. „Zuerst nach Adelaide und dann ganz langsam Richtung Norden bis nach Darwin. Ich habe ja 7 Wochen Zeit. „Good idea mate!“, verabschiedet er sich wie er gekommen ist. Es gibt wohl keinen Australier, der ohne etwas zu sagen an einem vorbei geht. „G’Day“, „Howyadoing“ oder einfach nur die Hand oder den Daumen heben.

Telefonieren, Tanken, Fahren

Ach ja, ich wollte mich ja am Stammtisch melden. Also, hin zur Telefonzelle, meine Eurolinknummer anwählen und für knapp 2 Aussi-Cent die Minute nach Deutschland telefonieren. Dummerweise kostet mich die Verbindung nach Sydney 4 Dollar – für schätzungsweise 5 Minuten. Verrückte Welt. Ich muss das ändern.

Am Telefon deshalb nur ein kurzer Austausch des Nötigsten. Wetter. 16 Grad in Deutschland. Genau wie hier. Na, großartig. Die Kneipe, das Cafe oder was ein solcher Schuppen in Australien vis-à-vis auch immer ist, es scheint dort Kaffee zu geben. Wer sagt’s denn! Nach einem deftigen Frühstück – Steak with eggs – ab Richtung Melbourne.

Der Toyota läuft ruhig und präzise. Tucktucktucktucktuck. 6 Zylinder, unkaputtbar. Im 5. Gang mit 60 bergauf. Kein Problem. Allerdings: Heute sind beim Tanken nach 641 Kilometer 142 Liter in die beiden Tanks gelaufen. Das würde 22 Liter auf 100 Kilkometer machen ! Unmöglich. Sehr wahrscheinlich hat Karl oder haben die Damen vor mir beim Tanken die Tanknadel beobachtet. Wenn es wie voll aussieht (Gag: aussi-eht) dann soll’s wohl auch reichen. Raffiniert. Werde ich mir merken.

Es geht strikt gen Süden. Einfach mal drauf los. Sonne und Wolken wechseln sich ab, aber starke Windböen kommen immer wieder von der Seite. Der Toyota wird hin und wieder ordentlich geschüttelt. Kein Problem bei Tempo 60. Wie ich es liebe ! Niemand, der drängelt. Die Australier fahren sehr defensiv. Bis auf die Trucker. Dazu aber später noch mehr. Die Gegend von der Straße aus betrachtet ist bisher nicht besonders berauschend (keine Fotos). Könnte überall auf der Welt sein. Naja, im südlichen Europa, jedenfalls.

Mit dem Fahrrad 6500 Kilometer durch Australien

Heidi und Hannes Schiller aus Solms Und dann, kurz vor Bega, tauchen sie vor mir auf. Zwei Radler, gut bepackt. Das sieht nach einem langen Trip aus. Und das Trikot deutsch. Jetzt will ich es aber genau wissen. Ich drehe um, überhole die beiden und warte am Straßenrand. „Sorry may I ask you a question ? Where do you come from ?” “Germany”. “Dann können wir ja deutsch weiter reden.“ Heidi und Hannes Schiller aus dem hessischen Solms sind auf der Zielgeraden. 6500 Kilometer durch Australien. Das Lehrerehepaar hat ein Sabbatjahr genommen und ist seit dem 10. Oktober 2006 unterwegs. Die Geschichte der beiden gefällt mir.

Weiter nach Orbost

Und weiter geht’s. Die Sonne zeigt sich und die Gegend (deutlich zum Positiven verändert) wirkt jetzt auf mich wie Seelenbalsam. Warum nicht genießen und auf dem Waldrastplatz (nicht zu verwechseln mit dem Wallrafplatz) eine kleine Pause einlegen? Gedacht, getan. Heckklappe auf, Erdnussbutter aufs Weißbrot – herrlich. Fast ein Stunde bleibe ich, esse und höre den Vögeln zu. Dabei fällt mir Loriot ein: „Ich möchte einfach nur hier sitzen!“. Somit trödle ich erst gegen 17 Uhr in Orbost ein. Eine typische kleine Aussi-Stadt. Sieht alles sehr amerikanisch aus, manchmal kommt architektonisch der britische Stil durch. Zeit, mal wieder ins Internet zu gehen. 2 A$ die Viertelstunde. Wenn man blechen muss, merkt man zum einen, wie die Zeit vergeht, zum andern beschränkt man sich aufs Wesentliche.

 

Die Fahrt nach Orbost

Vom Gefühl her eher Kanada als Australien.Wie dem auch sei: genießen, so lange es noch da ist.-
Das Verkehrsaufkommen hält sich in Grenzen, was die Fahrt umso angenehmer macht.Diese Einladung nehme ich doch glatt an.Die Bordküche. Die Kochecke wird innen an der rechten Tür aufgebaut.

Schlafen im Dachzelt

Das Dachzelt Naja, dann eben auf den Campground und rein in die Koje. Es ist acht Uhr Abends und ich gehe schlafen! Wenn das der Stammtisch wüsste! So langsam gewöhne ich mich ans Dachzelt. Ein bisschen zu kurz für meine 1 Meter 83, aber in der Diagonalen ok. Ich werde regelmäßig zwei bis drei Mal wach in der Nacht. Das Wiedereinschlafen funktioniert aber immer besser.

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