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Ja, so kann man sich Australien vorstellen. Auf dem Weg nach Murray Bridge.
10. Tag / Mittwoch, 4. April
Am Morgen ist es richtig kalt. Vielleicht 5 oder 6 Grad. Eine Stunde lang trinke ich heißen Kaffee. Ich hätte dazwischen lieber mal eine Pause gemacht. Das sind dann möglicherweise doch 5 oder 6 Tassen zuviel. Mir wird schwindelig.
In der Touristinformation gehe ich für eine Stunde ins Netz, Mails checken und dergleichen. Ans vorbereitende Arbeiten, so wie ich es geplant hatte – also so ziemlich alles „einzufangen“, was einer ausgedehnten Reportage dienlich sein könnte – denke ich überhaupt im Moment nicht mehr. Ich habe einfach keine Lust dazu. Da ist mir doch sogar die viele Zeit, die ich habe, zu schade. Bin ja hier, um was zu sehen. Und vor allen Dingen bin ich im Urlaub. Ich sollte also auf mich hören. Abends am Laptop sitzen ist aber ok. Denn aus dem Gedächtnis lässt sich das alles ohnehin nicht mehr so rekapitulieren. Aber abends den Tag Paroli passieren lassen, wie Horst Hrubesch gesagt hätte, das hat was. Wo war ich? Richtig, auf dem Weg nach Murray Bridge.
Die „Straße“ am Strand
Zu weiten Teilen geht es am Meer entlang, aber dazwischen liegt ein rund ein- bis zweihundert Meter breiter Streifen. Somit ist die Straße zwar geschützt, aber der Aussicht tut’s einen Abbruch. Deshalb ergreife ich die Gelegenheit, als es eine Stichstraße zum Strand gibt. Noch besser, es gibt einen offiziellen Beach-Access. Ich fahre, völlig einsam, mit dem 4×4 auf einer öffentlichen „Straße“ am Strand entlang. Dekadent vielleicht, aber klasse.
Murray Bridge
Ziel erreicht: Murray Bridge. Habe noch Zeit, mir ein paar Thongs zu kaufen. Flip-Flops. Hübsch hässlich, aber praktisch. Meine (doch, wirklich!) Camel-Stiefel, die schon einige Ecken in der Welt gesehen haben, zeigen Schwächen, die Sohle löst sich. Im Schuhladen in Murray Bridge kann man mir nicht helfen, aber zwei Mal die Woche käme der Schuhmacher vorbei und hole die Ware ab. Manchmal bringe er sie wieder am gleichen Tag, manchmal aber erst eine Woche später. Heute wäre aber das zweite manchmal dran.
Der Campingplatz liegt zwar schön am Fluss, kostet aber 24 A$. Rekord bisher. Ich werde ihn aber nicht weiterempfehlen. Der ist sein Geld nicht wert. Der Meinung ist auch mein Nachbar David. Ich biete ihm ein Gläschen an. Der australische Weißwein aus dem Kühlschrank ist aber auch ein Gedicht. Wir stoßen an und ich proste ihm zu: „Auf Hoss Cartwright!“ Noch so ein verrückter Deutscher, denkt sich wohl David – und erzählt mir von seiner Grenzerfahrung in Deutschland Ost.
Waschen Impossible
Erster Waschtag. Aber nur fast. Für die Laundry muss man einen Extraschlüssel an der Rezeption holen und die macht um 18 Uhr zu. Alleine dafür sollte man diesen Campingplatz meiden. David meint, dass das der einzige Campingplatz sei, den er kenne, der so einen Nonsens um den Schlüssel veranstaltet. In ganz Australien gäbe es so etwas nicht. Und noch eine kleine Überraschung. Zum ersten Mal seit was-weiß-ich-wie-vielen Jahren esse ich am Abend Corned Beef. In der Tat, man kann drauf verzichten.