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Sonnenaufgang in der Trephina Gorge.
33. Tag / Freitag, 27. April
Am morgen stellt sich Sue von OZ Green, einer australischen Umweltbewegung, vor. Wir reden etwas über Politik und Klimawandel. Aber auch die schönen Seiten dieser Welt kommen zum Zug. Sie macht mich auf die wunderbare Badegelegenheit in der Trephina Gorge aufmerksam. Ansonsten hätte ich davon nichts erfahren, denn mir sagt ja keiner was. Es sei auch außergewöhnlich, dass hier um diese Jahreszeit noch Wasser im „Pool“ sei, sagt Sue, aber es habe hier offensichtlich im letzten Monat ordentlich geregnet.
Trephina Creek
Um in den Genuss des Wassers zu kommen, muss ich aber erst ein paar Kilometer flussaufwärts laufen. Es geht durchs ausgetrocknete sandige Bachbett, das zu weiten Teilen links und rechts von Felsen gesäumt ist. Einen anderen Weg gibt es nicht. Hin und wieder ertappe ich mich, wie ich nach Möglichkeiten des Entkommens suche, für den Fall, dass jetzt plötzlich (aus welchen Gründen auch immer, aber man hört ja so das ein oder andere) eine Wasserfront auf mich zukäme. Irgendwann lasse ich es bleiben. Diese Landschaft wirkt ohnehin nicht bedrohlich, eher wie gemalt.
Pool Position
Das Wasser am „Pool“ ist ein Genuss. Vor mir sind schon 3 andere Leute auf die Idee gekommen, einen morgendlichen Fußmarsch mit anschließendem Badevergnügen dem Müßiggang vorzuziehen. Fast zwei Stunden bleibe ich an dem pittoresken Ort, wo man außer den Geräuschen der Natur nichts, aber auch gar nichts wahrnimmt. Es ist so entspannend, dass ich auf dem warmen Sand für einige Zeit wegdöse. Da fällt der Rückweg schwer. Ähnlich gestärkt und (vor allem auch innerlich) clean wie nach dem Bad in Dalhousi Springs mache ich mich erneut auf den Weg nach Arltunga.
Straßengeschichten
Die rund 40 Kilometer nach Arltunga fahre ich über Asphalt (Ross Highway). Direkt am Straßenrand mache ich ein paar überraschende Entdeckungen. Wilde Pferde, wilde Kamele und eine Erinnerung an wilde Zeiten. Motoradfahrer haben ihrem tödlich verunglückten Freund Terry Michael „Fish“ Gill ein Denkmal gesetzt – auf ihre Weise.
Under Control
In Arltunga erfahre ich, dass der Track zum Ruby Gap Naturpark offen ist. Ich lasse mich via Telefon im Visitor Center registrieren, was auch unbedingt zu empfehlen ist. Der Hintergrund: wer sich aus dem schwer zugänglichen Gelände spätestens eine Woche nach der Registrierung nicht wieder erneut zurückmeldet, nach dem wird gesucht. Wer sich anmeldet und nach der Rückkehr vergisst, sich wieder zurückzumelden, nach dem wird sehr wahrscheinlich erfolglos gesucht. Die zu erwartende Rechnung dürfte aber dem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen. Denn bei „Vermisstenalarm“ rückt die gesamte Kavallerie an. Und nicht nur zu Lande.
Für mich ist es zwei Mal ratsam, mich zurückzumelden – ich reise alleine.
Alles im Fluss
Unterwegs wird mir auch klar, warum. Die Off-Road-Strecke verlangt 4-Wheeler mit reichlich Bodenfreiheit. „Flachere“ Kisten setzen hier auf. Die Tour ist nicht schwer, aber doch anspruchsvoll. Richtig eng wird es aber die letzten Kilometer nach Eintritt in den Naturpark. Die Trasse verläuft im nicht ganz ausgetrockneten Flussbett zunächst im absolut weichen Sand. Wenn ich hier hängen bleibe, dann Gute Nacht. Bisher ist mir weder jemand entgegengekommen, noch hat mich jemand überholt. Trotz Low-Range-Untersetzung habe ich ein mulmiges Gefühl. So sehr, dass ich die letzen drei oder vier Kilometer bis nach Ruby Gap nicht mehr fahre. Ist mir zu riskant. Bevor ich Halt mache, passiere ich rund drei Kilometer vorher dann doch noch zwei Familien, die ihr Camp bereits in den Büschen aufgeschlagen haben.
Deep throat
Die Fahrtroute, die zu großen Teilen im Flussbett verläuft, wird immer heftiger. Entweder man fährt in sehr weichem Sand und riskiert, einzusinken oder das Wasser hat, als es geflossen ist, ordentliche Felsbrocken mitgerissen oder den Sand auf dem felsigem Grund fortgespült. Die Folge: überall, wo noch Wasser im Flussbett steht, kann es ordentlich nach unten gehen. Des Öfteren steige ich aus und prüfe die Tiefe, wenn ich das Wasser nicht umfahren kann. Die Übung gelingt.
Sicher ist sicher
Gegend Abend wird das Flussbett immer enger, Bäume und Felsbrocken wechseln sich als massive Hindernisse ab. Der Flusslauf macht jetzt engere Biegungen, das heißt, ich kann höchstens 50 – 100 Meter weit abschätzen, wie das Terrain aussieht. Was hinter der Biegung kommt, verrät höchstens ein Fußmarsch. Aber dafür ist es mir bereits zu spät. Ich entschließe mich – auch aus einem Bauchgefühl heraus – im erhöhten Uferbereich für die Nacht stehen zu bleiben. Weit bin ich heute nicht gekommen. Gerade mal 140 Kilometer. Verständlich bei diesem Gelände.
Das Holz für heute Abend hat das Bachbett spendiert. Und die Küche hält eine üble Überraschung bereit – es gibt noch Corned Beef.
Bilder vom Tag
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