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Von Alice Springs zur Trephina Gorge

Bild oben:
Bewohner des Reptile Centre: Waran.

32. Tag / Donnerstag, 26. April

Tja, heute vor einem Monat bin ich in Sydney los. Halbzeit, sozusagen. Die Tour hat mich bisher nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Der Geländewagen ist der Garant für die etwas anderen Erlebnisse. Denn mit einem normalen PKW oder Campingbus ist es nicht erlaubt, die offiziellen Hauptstraßen zu verlassen. Bei manchen Mietverträgen darf man nicht einmal die asphaltierten Straßen verlassen, um etwa auf den gravel roads, den befestigten Fein-Schotterstraßen, zu fahren. Ted, mein Nachbar auf dem Campingplatz, hat mir den Besuch von Desert Park und Reptile Center empfohlen. Letzteren steuere ich auch an.

Reptile Centre

Rex Neindorf mit Terry In der Tat habe ich auf meiner bisherigen Tour bis jetzt in freier Wildbahn keine einzige Schlange gesehen, was ich auch keineswegs spürbar als Nachteil empfunden habe. Deshalb lasse ich mir gerne von Rex Neindorf, dem Inhaber des Reptilienparks, einiges erklären. 1997 kam er nach Alice Springs und eröffnete dann im Jahr 2000 den Reptile Centre. Zu den Bewohnern gehören etwa Warane im Freigehege, Dornenteufel, Terry, das erst 100 Kilo schwere und rund 2 Meter lange Salzwasserkrokodil und natürlich Schlangen. Die giftigsten, die die Welt zu bieten hat. Neben dem Taipan auch die Western Brown, die in Zentralaustralien sehr häufig vorkommt.

Mitgift der Natur mit Gift – Western Brown Snake

Wir kommen also zum „Lokalmatadoren“, der Western Brown Snake. Sie ist hier sehr verbreitet und mit die giftigste Schlange der Welt, sagt Rex. Der Reptile Centre wird immer wieder zur Hilfe gerufen, wenn sich Schlangen mal wieder in irgend einem Haus befinden oder sich sonstwo in Menschennähe aufhalten. 60 – 70 Prozent der Schlangen, die sie in der Stadt fangen, sind Western Browns, sagt Rex. Die „Irrläufer“ – oder besser gesagt: „Irrkriecher“ – werden nach dem Fangen dann weit raus in den Bush gebracht und wieder freigelassen. Im letzten Jahr sind rund 100 Menschen in Alice Springs von Schlangen gebissen, einer starb. Es war der erste Tote durch Schlangenbiss seit 25 Jahren im Northern Territory. Wie das passiert sei, will ich von Rex wissen. Der Mann sei in der Nacht auf die Schlange getreten und dann gebissen worden. Das Dumme ist, dass man den Biss der Western Brown kaum spürt. Der Mann dachte, er sei auf einen Zweig getreten und hätte sich etwas gekratzt. „Aber das ist wirklich sehr selten“, beruhigt Rex. Etwa 3.000 Menschen werden jährlich in Australien von Schlangen gebissen, 300 davon brauchen ein Gegengift und zwei sterben, so die Statistik. Wogegen weltweit 125.000 Menschen jährlich an einem Schlangenbiss sterben würden.

Nie solle man versuchen, eine Schlange für ein Foto – etwa mit einem Stock – in Position zu bringen. Einfach in Ruhe lassen oder aus der Entfernung fotografieren. Denn Schlangen sind scheu, sie meiden den Menschen. Aber wenn die Entfernung zu einer Western Brown nur noch einen halben Meter oder weniger beträgt, dann hilft nur noch absolutes Stillstehen. Alles andere versteht die Schlange als Angriff. Selbst mit einer blitzschnellen Bewegung kann man sich nicht in Sicherheit bringen. Die Reaktion der Schlange ist in jeden Fall schneller.

Froh, dass ich diese Erfahrung im Busch noch nicht machen musste, fasse ich das Gelernte zusammen. „Die giftigsten Lebewesen der Welt kommen in Australien vor, da ist es doch sicherlich ein guter Rat, aufzupassen, wo man hintritt“, frage ich eher rhetorisch nach. „In der Tat“, bestätigt Rex erwartungsgemäß, „denn die Wege kreuzen sich zwangsläufig. Wenn man also unterwegs ist, braucht man gutes und festes Schuhwerk. Ansonsten einfach aufpassen, wo man langläuft.“ Nach einer knappen Stunde bin somit reptilientechnisch für den Busch endgültig gebrieft.

East MacDonnell Ranges

Auf dem Weg in die East MacDonnell Ranges. Nach den schönen Eindrücken in den West MacDonnell Ranges bin ich auf den Geschmack gekommen. Die Tour in die East McDonnells, die ich bei meinem letzten Aufenthalt in Alice Springs vor ein paar Tagen abgebrochen hatte, werde ich deshalb jetzt unbedingt nachholen. Wenn mir die Natur dort auch nur annähernd das bietet, was ich in den West MacDonnells erleben durfte, dann will ich zufrieden sein. Also, go East.

 

Trephina Gorge

Sandiges Flussbett in der Trephina Gorge. Gegen drei Uhr am Nachmittag bin ich bereits in der Trephina Gorge, was mir aber ein wenig zu früh ist. Deshalb will ich mir noch Arltunga ansehen, eine History Site. Dort hat man Anfang des 20. Jahrhunderts Gold gefunden. Und deshalb sind die Menschen damals rund 600 Kilometer – meist von Oodnadatta aus, wo die Bahn hielt – weiter zu Fuß durchs Outback gelaufen. Ihre Habseligkeiten und alles, was sie zum Leben brauchten, vor allen Dingen das wertvolle Trinkwasser, oft auf einer einfachen Schubkarre. Und wofür? Bereits 1912 war der Goldrausch auch schon wieder vorbei.

Traumplatz

Treuer Gefährte. Fast so schnell wie mein Besuch hier in Arltunga. Es geht wieder die knapp 40 Kilometer zurück zur Trephina Gorge, genauer auf den Trephina Bluff-Campground. Ich war auch ziemlich gebluffed. Denn die Fliegen hier sind durchweg gut erzogen. Die setzen sich gleich aufs Hemd oder auf den Stuhl, fliegen aber kaum ins Gesicht. Außerdem sind es deutlich weniger als bisher.

Der Campground ist ein Gedicht. Außer den Heerscharen von Sittichen hört man nichts. Nachbar heute ist Walter aus Heidelberg. Ein Frührentner, der in den 80ern nach Australien gekommen ist und seit 1993 immer wieder mehrere Wochen im Jahr mit seinem alten Toyota unterwegs ist. Auch mein Toyota erweist sich als guter Lastenesel. Auf dem Rückweg von Arltunga habe ich außerhalb des Trephina Naturparks einiges Holz eingesammelt und recht praktisch verstaut. Abends gibt es ein schönes Feuerchen. Auch diese Nacht ist wieder sehr lau und ich sitze rund zwei Stunden am Feuer. Keine Moskitos. Ich schlafe wie ein Murmeltier.

Bilder vom Tag

Nur Esel und Europäer gehen in die Sonne.Die Hauer von Terry sind beeindruckend ...... aber Rex kontert.
Dornenteufel trinken, wenn sie baden.Die giftigsten Schlangen der Welt. Taipane ...... und die Western Brown Snake.
Nach den West- jetzt doch noch auf dem Weg in die East MacDonnell Ranges.Da werden Erinnerungen wach ...... an die Schwestern im Westen.
Eintauchen ...... in die Wildnis.Immer wieder ein Grund, anzuhalten. Ob auf der rechten Seite ...
... oder der linken ...... oder mittendrin.Ausgetrocknete Flussbette ....
... ziehen sich kilometerlang ...... gesäumt von mächtigen Fluss-Eukalypten, den River Red Gums ...... und dem Farbkontrast im Hintergrund.
Manchmal auch beides als Einzelgänger.Die erste Ladung Holz ist verstaut ...... und auf dem Weg zum Übernachtungsplatz ...
... zeigt sich die Trephina Gorge ...... noch einmal im schönsten Licht.Aber auch im Schatten ...
... will man gar nicht mehr aufhören ...... zu fotografieren.Mein Ruheplatz für die Nacht: der Trephina Bluff Campground.
Holz abladen ...... Abendessen ...... Zelt aufbauen ...
... Feuerchen machen. Ungefähr zwei Stunden werde ich den Flammen zuschauen.

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