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Auch bei Tageslicht nicht schlecht fürs Auge: die rest area vom Abend.
35. Tag / Sonntag, 29. April
Tja, die Geschichte unserer gestrigen Begegnung sollte heute eine kleine Wandlung erfahren. Wayne, wenn das sein richtiger Name war, ist in der Nacht nicht nach Alice Springs gefahren und ist immer noch da. Scratcher waltete gleich in aller Frühe seines Amtes und wir drei hatten einen kleinen small talk kurz vorm zusammenpacken und weiterfahren. Ich bin derweil mal rübergelaufen, um mir den Schaden an Waynes Auto anzusehen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das eine Kollision mit einem Känguru gewesen sein soll. Na ja, wie auch immer, ich sage tschüss und es geht weiter nach Norden. Langsam mit 80 Sachen bei strahlend blauem Himmel und ziemlich relaxed.
In the Gecko
An einem Rastplatz erst mal Toilettenpause. Das ist auch so eine Sache in Australien. Die Toiletten auf den rest areas. Einfach aber unglaublich sauber. Immer Papier da (wer es braucht) und keine Graffiti oder Folgen von Vandalismus. Tja, und dann noch mit Überraschungen. Beim Papierabrollen fällt doch tatsächlich ein Gecko oder eine Eidechse aus der Papiertrommel – so genau konnte ich das nicht erkennen, weil der Bursche ruckzuck wieder weg war. Ich war richtig erschrocken, weil ich den Krabbler nicht gleich identifizieren konnte. Nach dem ersten Schreck ist mir aber klar, dass eventuelle Folgen des Schrecks in diesem Moment wohl hätten kaum in die Hose gehen können.
Der Weg
Seit 4 Wochen bin ich nun unterwegs, aber im Auto setze ich jetzt erst zum zweiten Mal den Kopfhörer vom MP3-Player auf. Ansonsten genieße ich den Wind und das Motorengeräusch, das bei dieser Reise irgendwie dazu gehört. Musik passt hier – wie ich finde – nicht immer. Aber heute steht viel Stuart Highway an und ich habe irgendwie Lust auf Musik. Zumal gerade Herbert Grönemeyer an der Reihe ist. Wem die Musik nicht die seine ist, der möge mir vergeben.
Fast leere Tanks entscheiden
Nach rund zwei Stunden hätte ich die Möglichkeit, jetzt nach Osten in die Davenport Ranges abzubiegen. „Only 4-Wheel“. Die Tanks sind aber zu drei Viertel leer und nach dem Teufelsritt gestern genieße ich das fahrerische Nichtstun doch schon ein wenig. Ich halte an und überlege kurz bei einem kleinen Päuschen. Ich entscheide mich dann doch für die Weiterfahrt nach Tennent Creek. Vielleicht ein Fehler, nichts von den Davenport Ranges kennenzulernen, aber es ist wieder einmal ein Bauchgefühl. Außerdem habe ich nichts gegen eine Rasur, Wäsche waschen – vor allen Dingen die Bettwäsche – duschen und eine allgemeine „Faulenz-Auszeit“. Also ab nach Tennant Creek in die Zivilisation (oder das, was wir dafür halten).
Devil’s Marbles
Die paar Kilometer weg vom Stuart Highway zu den Teufelsmurmeln, den Devil’s Marbles, sind aber ein absolutes Muss. Die riesigen runden Felsformationen sind eine heilige Stätte der Aborigines. Das Gebiet umfasst einige tausend dieser runde Granitfelsen. Die Aborigines nennen die Felsen Karlu Karlu („rundes Objekt). Nach ihrer Überlieferung handelt es sich bei den Felsen um die Eier der Regenbogenschlange aus der Traumzeit. Die Ureinwohner sind davon überzeugt, dass Wesen aus der Traumzeit in den Höhlen unter Steinen wohnen.
Tennant Creek
Nach rund 100 Kilometer in nördlicher Richtung auf dem Stuart erreiche ich Tennant Creek. Ich fahre ein bisschen umher, bis ich den „Outback Caravanpark“ finde. Er liegt idyllisch und macht einen guten Eindruck auf mich. Am Office hängt ein Zettel: „Open @ 4 pm – Sucht Euch schon mal ein lauschiges Plätzchen, relaxt und meldet Euch später an“. Herrlich. Mach ich auch – und melde mich erst am nächsten Tag an, weil ich nach dem Kochen und Essen schon gegen acht ins Bett falle. Na ja, „fallen“ ist wohl nicht der richtige Ausdruck. Ich muss ja erst die Leiter hoch.