Bild oben: Handelsblatt

Nach der über 600 Seiten schweren Lektüre von Jürgen Grässlins  „Schwarzbuch Waffenhandel. Wie Deutschland am Krieg verdient“  hat mich persönlich in der sehr gut recherchierten „Story“ nichts mehr überrascht, die Fakten waren mir dank Grässlin weitgehend bekannt. Aber wer liest schon über 600 Seiten zum Thema „Deutschland – Drittgrößter Waffenhändler der Welt“ oder „Todesfabrik Heckler & Koch“?

Schon allein deshalb leistet die ARD-Dokumentation „Waffen für die Welt – Export außer Kontrolle“ sehr gute Aufklärungsarbeit. Solcherlei Fernseharbeit wünsche ich mir öfters für unsere Gebühren.

Was die ARD-Programmverantwortlichen allerdings geritten hat, die Doku ins Nachtprogramm zu verfrachten, kann nur mit Narrentum erklärt werden.

Denn die Damen (sofern überhaupt welche darunter sind) und Herren waren der Meinung, dass am Sendetag, dem 24. Februar 2014, wesentlich wichtigeres anstand.

Von 20:15 Uhr bis 21:45 Uhr sendete die ARD den SWR-Kracher „Bütt an Bord – Narrenschiff ahoi“ und ließ anschließend von 21:45 Uhr bis zu den Tagesthemen um 23:15 den Hessischen Rundfunk von der Leine, mit „Frankfurt Helau! – Die Inthronisation des Prinzenpaares.“ Anschließend durften die älteren Zuschauer ins Bett und für die jüngeren, die ans Programm zu binden man sich auf die Fahnen schreibt, war durchaus noch etwas Zeit für die aushäusige Unterhaltung. Alle andern hoffte man sicherlich mit diesem fast mitternächtlichen Sendeplatz vorm Fernsehschirm in den Bann ziehen zu können.

 Jetzt hilft nur noch die Mediathek. Bis zum nächsten Jahr steht die absolut empfehlenswerte Dokumentation Die Story im Ersten: Waffen für die Welt im Netz bereit.

Unterdessen wünscht sich die Rüstungsindustrie, dass die Große Koalition erhalten bleiben möge.
Sie weiß zu gut, von dieser SPD geht nicht die geringste Gefahr für den ungezügelten Waffenexport aus, bei der Union weiß man sich traditionell ohnehin in den besten Händen.
So sieht etwa die in seinem Wahlkreis ansässige Waffenschmiede Heckler & Koch im schwäbischen Oberndorf im CDU/CSU Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder einen „gewichtigen Fürsprecher“ (Die Zeit). Und der Hauptgesellschafter von Heckler & Koch, Andreas Heeschen, ließ die Stuttgarter Zeitung im Dezember 2011 gar wissen, dass Kauder „immer wieder die Hand über uns gehalten“ habe.

Unter anderem dies hat Thomas Seiterich zu einem interessanten Portrait über Volker Kauder veranlasst.

In diesem Zusammenhang sei auch auf den Artikel im Handelsblatt verwiesen. Man kann erahnen, wie dienlich Politiker/innen sein können, erst recht, wenn ihre Partei der Regierung angehört.

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